Ripuarier im Land van Rode

Land van Rode

‘Land van ʼs-Hertogenrode’

‘Roderland’

File:Land van Hertogenrade 1661.svg

Alsdorf, Roerdorp, Wels, Ubach, Merkstein, Kerkrade ‘Kloosterrade’, Herzogenrade, Afden, Ritzerfeld, Simpelveld, Rimburg DE, Rimburg NL, Bochholtz und Vaals. Roderland, Das Land van Rode. Das Land von ‘s-Hertogenrade nach dem Partage-Vertrag (1661).

Das Land van Rode, synonym auch Land van ʼs-Hertogenrode oder Roderland, ist eine historische Bezeichnung für das ehemals zusammengehörige Gebiet der Städte Kerkrade (Niederlande) und Herzogenrath (Deutschland). Im Kern umfasst es die ehemalige Herrschaft Herzogenrath, aus der die heutigen Städte Kerkrade, Herzogenrath sowie Übach-Palenberg nebst einer Anzahl mittlerweile unselbständiger Orte hervorgegangen sind. Die Besitzungen der um 1800 säkularisierten Abtei Rolduc gehörten ebenfalls hierzu.

Die Burg Rode in Herzogenrath.

Die beiden Städte, die erst durch die Grenzziehung infolge des Wiener Kongresses (1815) voneinander getrennt wurden, kooperieren seit 1998 offiziell in Form einer Körperschaft unter dem Namen Eurode. Ziel ist die Verbesserung der Kontakte zwischen beiden Städten auf allen Ebenen. Eurode greift mit dem Namen ebenfalls auf die historische Bezeichnung des Gebietes zurück.Das Gebiet umfasste folgende Orte: Herzogenrath und Merkstein (heute Herzogenrath), Übach und die Exklave Ubach over Worms (Teil des Dingstuhl Übach) sowie Welz mit Rurdorf (an der Rur, heute Linnich), Alsdorf (das bis 1778 ein hohes Maß an Autonomie besaß), GulpenKerkradeMargratenSimpelveld mit Bocholtz und Vaals.

Preußisch

Auf dem Wiener Kongress (1814–1815) wurde Rodes Land geteilt. ’s-Hertogenrade bzw. Herzogenrath, Merkstein (beide Orte bilden seit 1972 zusammen mit Kohlscheid die Großgemeinde Herzogenrath), Übach und Wels (heute Linnich) wurden Preußen zugeteilt, obwohl die Stadt ’s-Hertogenrade selbst dies vorgezogen hätte niederländisch werden. Das Gegenteil galt für Sittard, das lieber preußisch geworden wäre. Die westliche Hälfte von ’s-Hertogenrade kam zum Vereinigten Königreich der Niederlande und wurde zur neuen Gemeinde Kerkrade. Kurioserweise verläuft die Staatsgrenze entlang der Längsachse durch die Mitte der Neustraße/Nieuwstraat. Durch die Teilung verlor Herzogenrath seine Stadtrechte, die es erst 1919 wiedererlangte.

Land van Rode … Eurode

Seit 1991 (Vertrag von Anholt) bildet Herzogenrath gemeinsam mit Kerkrade als Europastadt Europa erneut eine symbolische Einheit. unter dem Namen Eurode. Beide Gemeinden sind etwa gleich groß und haben jeweils etwa 48.000 Einwohner.

Abtei Rolduc

Luftaufnahme Gesamtanlage (2016).

Die Abtei Rolduc (deutsch Abtei Klosterrath) ist ein ehemaliges Augustiner-Chorherrenstift und zugleich der größte erhalten gebliebene Klosterkomplex der Niederlande. Er steht oberhalb des Wurmtales am Rande Kerkrades in der Provinz Limburg, unmittelbar an der deutsch-niederländischen Grenze zwischen Kerkrade und Herzogenrath. Der Gebäudekomplex ist als Rijksmonument gelistet.

Der Name Rolduc leitet sich aus der französischen Bezeichnung für Herzogenrath, Rode-le-Duc, ab.

Geschichte

Das Kloster Rolduc wurde 1104 vom Chorherren Ailbert von Antoing, der sein voriges Kloster verlassen hatte, weil er die Einhaltung der Ordensregel dort nicht streng genug fand, gestiftet. Es wurde eine Abtei der Augustiner-Chorherren. Schon 1136 erhielt Rolduc die weltliche Schirmherrschaft der Herzöge von Limburg. Einige Herzöge wurden in der Krypta der Abteikirche beigesetzt.

Detail der Annales Rodenses, das die Gründung der Abtei durch Ailbertus im Jahr 1104 zeigt.

Ab dem 12. Jahrhundert liegen die Annales Rodenses vor, die durch den Abt Nikolaus Heyendal Anfang des 18. Jahrhunderts maßgeblich überarbeitet und fortgeführt worden sind und durch einen der letzten Stiftsherren, Simon Peter Ernst, herausgegeben wurden. In diesen Aufzeichnungen findet sich für viele Orte der Rheinlande und Limburgs die erste urkundliche Erwähnung.

Bereits mit dem Bau des Klosters wurde zu dessen Schutz wenige hundert Meter östlich die Burg Rode errichtet. Seit dem Wiener Kongress im Jahr 1815 liegen Kloster und Burg in zwei verschiedenen Ländern.

Die Abtei stiftete mehrere Tochterklöster, darunter das nur noch als Ruine erhaltene Kloster Marienthal im gleichnamigen Ort an der Ahr. Die erste Blütezeit dauerte bis etwa 1250.

Nach langsamem Verfall, mit den Verwüstungen im Achtzigjährigen Krieg als Tiefpunkt, wurde das Kloster 1680 wiederhergestellt. In dieser Epoche entstand auch die neue Abts­wohnung, und bald darauf blühte Rolduc auch wirtschaftlich durch die Ausbeutung von Steinkohle in der ersten Kohlenzeche auf dem Gebiet der heutigen Niederlande.

Ebenfalls im 18. Jahrhundert entstand der Moretti-Flügel, benannt nach dem Aachener Barock-Architekten Joseph Moretti. 1754 wurde auch die wertvolle Klosterbibliothek im Rokoko-Stil fertiggestellt.

Nach dem Wiener Kongress im Jahr 1815 fielen Kerkrade und Rolduc an die Provinz Limburg der Vereinigten Niederlande, wobei die Grenze zu Preußen unmittelbar östlich der Abtei festgelegt wurde. Nach der Belgischen Revolution im Jahr 1830 schloss sich der halbe Teil Limburgs dem neu entstandenen Königreich Belgien an. Im Jahre 1831 wurde das Priesterseminar des Bistums Lüttich in Rolduc eingerichtet. Im Jahr 1839 fiel der Ostteil Limburgs als Herzogtum Limburg, innerhalb des Deutschen Bundes, wieder an die Niederlande, und das Bistum Roermond übernahm das Kloster.

Klosterkirche

Grundriss der Abteikirche im Zustand von 1865, noch mit dem gotischen Hochchor.

Die an Stelle eines Vorgängerbaues errichtete Kreuzbasilika stammt überwiegend aus dem 12. Jahrhundert und wurde 1209 abschließend geweiht. Das Westwerk der Kirche wird von einem zentralen Turm über rechteckigem Grundriss beherrscht, der von zwei erheblich niedrigeren Treppentürmen ebenfalls auf rechteckigem Grundriss flankiert wird. Ursprünglich besaß die Kirche keinen Zugang im Westen. Neben dem eigentlichen Querschiff sind das erste und dritte Joch des Schiffes als Pseudoquerschiffe bis zur Höhe des Mittelschiffes ausgeführt, diese reichen nicht über die Außenflucht der Seitenschiffe hinaus. Die beiden anderen Seitenschiffjoche weisen ein Paar schwere Pfeiler und eine mittlere Säulen­stellung auf und sind einer Basilika entsprechend niedriger als das Mittelschiff ausgeführt. Mit Ausnahme der von quer zur Kirchenachse liegenden Tonnen überwölbten Seitenschiffteile der Pseudoquerschiffe sind Quer- und Hauptschiff mit gurtlosen Kreuzgratgewölben überwölbt.

Unter Vierung und Chor befindet sich die von reich durchgestalteten Säulen getragene Krypta. Der kleeblattförmig angelegte Drei-Konchen-Chor entstand im 19. Jahrhundert an der Stelle eines gotischen Vorgängerbaues.

Eine im Jahr 1859 erfolgte Instandsetzung war eine der ersten großen Restaurierungsaufträge des Roermonder Architekten Pierre Cuypers.

Das Westwerk
Seitenansicht
Seitenansicht
In der Krypta
In der Krypta
Blick in den Chor der Abteikirche
Blick in den Chor der Abteikirche.

Heutige Funktion

Der größte Teil des Klosterkomplexes ist als Hotel und Kongresszentrum in Gebrauch. Ein kleinerer Teil dient als Katholisches Priesterseminar Groot-Seminarie der Priesterausbildung des Bistums Roermond.

Die Klosterkirche kann regelmäßig besichtigt werden. Die Bibliothek kann (nur nach Anmeldung) für wissenschaftliche Forschung besucht werden.

Ein weiterer Teil des Klosters beherbergt eine weiterführende Schule mit den Bildungsgängen HAVO (Hoger Algemeen Voortgezet Onderwijs) und VWO (Voorbereidend Wetenschappelijk Onderwijs).

Seit 1965 wird der Abdijcross jährlich auf dem Gelände der Abtei ausgetragen.

Mittelalterliche Klosterkirche und Statue von Sjang, dem Torhüter, auf der linken Seite.

Der Moretti-Flügel des Klosters von 1753 mit dem ehemaligen Spielplatz der Seminaristen.

Rolduc, das Institut.

Romaanse abdijkerk en barokke kloostervleugels

Romanische Abteikirche und barocke Klosterflügel.
Romanische Krypta mit Sarkophag des Ailbertus.

Schließung der Abtei, neue Ziele

1796 wurde die Abtei von den Franzosen geschlossen. Die Mönche mussten Rolduc verlassen und die Gebäude standen 35 Jahre lang leer. Die Bergbauaktivitäten wurden auf die Domaniale-Mine übertragen. Zwischen 1831 und 1840 war Rolduc ein kleines Seminar der Diözese Lüttich. Im Jahr 1843 wurde es ein Internat für Jungen aus den „besseren“ römisch-katholischen Kreisen. Viele einflussreiche Katholiken, darunter Louis van Deyssel, Willem Hubert Nolens, Joseph Cuypers, Lambertus Gussenhoven und Alphons Ariëns, aber auch der Theosoph und Freidenker Mathieu Schoenmaekers, waren Roduciens. Lodewijk van Deyssel, Pseudonym von Karel J.L. Alberdingk Thijm (1864-1952) schrieb das Buch „Die kleine Republik“ über seinen Aufenthalt im Internat um 1875.

Zwischen 1882 und 1906/07 fertigte der damals renommierte französische Fotograf Jules David fünf oder sechs Fotoalben für das Knabeninternat Rolduc an. Die in rotes Leder mit Golddruck gebundenen Alben enthalten neben Gruppen- und Klassenfotos auch Einzelporträts (unter anderem von Willem Everts, Direktor von 1868 bis 1893) und Architekturfotos.

Willem Everts (J. David, 1891)
Willem Everts (J. David, 1891)
Groepsfoto (J. David, 1897)
Gruppenfoto (J. David, 1897)
Groepsfoto (J. David, 1901)
Gruppenfoto (J. David, 1901)
Album (J. David, 1906/07)
Album (J. David, 1906/07)

 

Im Jahr 1946 wurde Rolduc erneut zum Kleinen Seminar, diesmal für die Diözese Roermond. Nach der Restaurierung der Gebäude wurde Rolduc 1970 als Zentrum für Bildung, Konferenzen und kulturelle Veranstaltungen eröffnet. Von 1974 bis 1995 beherbergte die Abteianlage die Bergbausammlung des Regionalmuseums Burg Erenstein. 1995 zog die Sammlung in die Industrie um. Bis 2011 befand sich in den Nebengebäuden auch das College Rolduc, Teil der Schulgemeinschaft des Charlemagne College. Einige der Gebäude werden derzeit als Hotel genutzt. Das Konferenzzentrum bietet Platz für 300 Gäste. Darüber hinaus befindet sich das Große Seminar Rolduc in einem Teil des Abteikomplexes.

Großes Seminar Rolduc

Rolduc-Seminaristen in der Heiligdomsvaart von Maastricht (2018).

Seit 1974 befindet sich hier das Große Priesterseminar der Diözese Roermond. Das Seminar wurde kürzlich mit Unterstützung von Papst Paul VI. von Msgr. organisiert.Joannes Gijsen gegründet. Es war das erste große Seminar in den Niederlanden, das nach den Richtlinien des Zweiten Vatikanischen Konzils (den Dekreten Optatam totius und Presbyterorum Ordinis) errichtet wurde. Das Seminar wurde 1973 mit einem Dutzend Priesterstudenten gegründet, die zusammen in einem Konvikt lebten. Die Jesuitenpatres H. van der Meer S.J. und Piet Penning de Vries S.J. waren seit seiner Gründung als Rektor und Spiritual am Seminar beteiligt. Der renommierte Theologe Joseph Ratzinger (später Papst Benedikt XVI.) beriet das Seminarpersonal regelmäßig. Mgr. Gijsen lud einige Schwestern der Kleinen Schwestern vom Heiligen Josef ein, im Seminar zu arbeiten.

Renommierte Theologen (darunter viele Mitarbeiter der Zeitschrift Communio) kamen, um während der jährlichen Studienwoche Vorträge zu halten. Bei einem Besuch in Rom im Heiligen Jahr 1975 wurde die Unterstützung, die das Priesterseminar vom Heiligen Stuhl erfuhr, unter anderem durch Audienzen bei dem bereits erwähnten Theologen Ratzinger sowie dem Pater General der Jesuiten Pedro Arrupe deutlich prominente Position auf der Bühne im Nervi-Saal während der päpstlichen Audienz am Mittwoch (während der eine Faksimile-Ausgabe von die Annales Rodenses wurden vorgestellt). In den 1980er Jahren war das Seminar Gegenstand mehrerer Sexskandale.[14]Im Jahr 1985 gab es mehr als 80 Priesterstudenten. Nach dem Jahr 2000 waren es vor allem Seminaristen unter anderem aus Indien und den Philippinen, aber auch ältere Seminaristen des Neokatechumenalen Weges. Zu seinem 40-jährigen Jubiläum im Jahr 2014 hatte das Große Seminar rund 300 Priester hervorgebracht, darunter sechs Bischöfe, darunter einen Kardinal.

Ripuarien

Ducatus Ribuariorum als Teil des Herzogtums Niederlothringen.

Ripuarien (auch Ribuarien) war ein merowingischkarolingisches Territorium im Frühmittelalter. Das Gebiet, das in historischen Quellen als Land (terra), Provinz (provincia), Herzogtum (ducatus), (Groß)Gau (pagus) und Grafschaft (comitatus) erscheint, reichte im Süden bis zur Mosel und zu den Ardennen, im Westen bis an die Maas und den Kohlenwald, im Norden bis an die Waal, ostwärts grenzte es an das Stammesherzogtum Sachsen.

Geschichte

Ripuarien als Reich der Rheinfranken

Statue des Sigibert von Ripuarien am Kölner Rathausturm.

Ripuarien, die francia rinensis, war das Siedlungsgebiet eines Teils der Rheinfranken, die als ripuarische Franken oder Ripuarier (Uferbewohner) bezeichnet wurden und einen eigenen Stamm bildeten.[2] Das Kerngebiet war die Umgebung von Köln, die civitas Agrippinensium. Das Zentrum war Köln, seit 459/461 endgültig im fränkischen Besitz. Das Kölner Prätorium, der Sitz des ehemaligen Statthalters, war die Residenz des ripuarischen Königs.

Nach Gregor von Tours war Ende des 5. Jahrhunderts Sigibert König der Rheinfranken. Der erste König, Sigiberts Vater, war ein Offizier in Diensten der Römer, ein Foederat, der nach dem Rückzug der Römer eine eigene Herrschaft errichtete. Der salfränkische König Chlodwig I. aus dem Geschlecht der Merowinger soll 508/509 Sigiberts Sohn Chloderich angestiftet haben, seinen Vater, der 496 in der Schlacht von Zülpich an Chlodwigs Seite gekämpft hatte, umzubringen. Anschließend ließ er Chloderich ermorden.[3] Nachdem Chlodwig sich in Köln von den rheinfränkischen Großen zum König hatte ausrufen lassen, wurde das rheinfränkische Reich dem Merowingerreich eingegliedert.

Fränkisches Herzogtum Ripuarien

Nach Chlodwigs Tod 511 erbte sein Sohn Theuderich I. den östlichen Teil des Reiches, Austrasien oder Austrien genannt, dessen Kern Ripuarien war. Theuderich I. residierte in Reims. Köln blieb eine königliche Residenz und hatte als Bischofssitz eine besondere Position.[5]

Ein Herzogtum Ripuarien wird erstmals in der Lex Ripuaria[6], einem im 7. Jahrhundert teilweise aus älteren Gesetzestexten zusammengestellten, in lateinischer Sprache verfassten Gesetzbuch, das überwiegend in der Zeit König Dagoberts bearbeitet wurde, namentlich erwähnt. Ripuarien wird darin als Provinz (provincia), Gau (pagus), aber eben auch als Herzogtum (ducatus) bezeichnet. Ripuarien war demnach in Gaugrafschaften gegliedert, denen im Auftrag des Königs Gaugrafen mit militärischer und richterlicher Gewalt vorstanden. Innerhalb der Gaue, die in Hundertschaften (centenae) unterteilt waren, bestanden königliche Sonderbezirke als Krongut, königliche Wälder und Villikationsverbändefisci genannt, die von domestici verwaltet wurden. Als Richter werden in der Lex Ripuaria Herzog (dux), Patrizier (patricio), Graf (comites, grafiones) und Centurio (centenarius/centurius) genannt.[7] In der Reihe der Ämter (optimatismaior domusdomesticuscomesgrafiocancellarius) fehlt der Herzog jedoch.[8] Die Lex Ripuaria war eine Kodifikation des angestammten Rechts der Ripuarier, die sich dadurch den Fortbestand eines eigenen, rheinfränkischen Rechts sicherten.[9] Nach Ewig wurde mit der Lex Ripuaria die Eingliederung der Ripuarier in die merowingische Reichskultur vollzogen.[10] Unter den Karolingern wurde die Lex Ripuaria fortgeschrieben. 803 wurde mit dem Incipit nova legis constitutio Karoli imperatoris, qua in lege Ribuaria mittenda est vom Aachener Reichstag unter Beteiligung von Karl dem Großen ein umfangreiches Kapitel (Kapitular) hinzugefügt.

In Urkunden der späten merowingischen und der karolingischen Zeit erscheint Ripuarien als Land (terra), Gau (pagus) und Herzogtum (ducatus). In erzählenden Werken, wie der um 726/727 abgefassten Liber Historiae Francorum und der Vita der heiligen Gertrud (um 760), wird Ripuarien terra ribuariensis genannt, in einer Schenkungsurkunde König Pippins von 762 dagegen pagus riboariensis.[13] Dann folgen Erwähnungen Ripuariens als Herzogtum. So etwa 819 im Zuge einer im Ruhrgau gelegenen Schenkung an die Abtei Werden (in pago ruricgoa in ducato ripuariorum).[14] Ebenso in einer Schenkungsurkunde Ludwigs des Frommen, dem Sohn Karls des Großen, aus dem Jahre 836, in der als Lage des Ortes Wissersheim das Herzogtum Ripuarien angegeben wird (quas in ducato ribuariensae. id est in uilla quae dicitur uuistrikisheim).[15] Darüber hinaus erscheint das Herzogtum Ripuarien (ducatus ribuariorum) in den Annalen von St. Bertin, die von einer 839 von Ludwig dem Frommen vorgenommenen Reichsteilung berichten.[16]

Während das Herzogtum Ripuarien also durch eine Reihe von schriftlichen Quellen belegt ist, sind die Herzöge dieses Herzogtums namentlich nicht bekannt. Allerdings war 782 ein Theodericus comes (782–93) Führer eines ripuarischen Aufgebots in den Sachsenkriegen Karls des Großen.[17] Nach Hlawitschka war er verwandt mit Bertrada der Jüngeren, der Mutter Karls des Großen.[18] Theoderich erscheint in den Quellen zwar nur als comes, dürfte aber laut Ewig „ein Großgraf in der Stellung eines dux“ gewesen sein,[19] so dass er gegen Ende des 9. Jahrhunderts vom Poeta Saxo sowohl comes als auch dux genannt wird.[20] Außerdem berichtet die ältere Literatur von einem Hermann I., der ab 944 als militärischer Graf, „bald Dux bald Comes genannt“, erscheint.

Nach dem Tod Ludwigs des Frommen kam es unter seinen Söhnen 843 im Vertrag von Verdun zu einer Reichsteilung. Kaiser Lothar I. erhielt das Mittelreich, das Lotharii Regnum, zu dem auch die linksrheinischen Comitate Ripuariens gehörten. Ewig vermutet, dass zu diesem Zeitpunkt das Herzogtum Ripuarien aufgelöst wurde, weil die Teilreichsgrenzen das Herzogtum in zwei Hälften zerschnitten.[22] Auch Nonn geht von der Auflösung des Dukates Ripuarien zu dieser Zeit aus.

Land und Großgau Ripuarien nach Auflösung des fränkischen Herzogtums

In der 855 folgenden, durch den inzwischen schwerkranken Lothar I. unter seinen Söhnen vorgenommenen Reichsteilung von Prüm erhielt Lothar II. den nach ihm benannten Reichsteil Lotharingien. Ripuarien wurde nun nicht mehr als Herzogtum (ducatus), sondern als Gau (pagus ripuariensis) bezeichnet, wie z. B. in einer Urkunde vom 17. Januar 866, in der die Kirche in Bachem in pago Riboariense lokalisiert wurde.[24] Nach Lothars Tode erfolgte 870 im Vertrag von Meerssen die Teilung Lotharingiens. Bei der Teilung fielen u. a. die Diözese Köln mit Ripuarien, das fünf linksrheinische Gaugrafschaften hatte (in ribuarias comitatus quinque),[25][26] laut Nonn die Comitate Jülichgau, Zülpichgau, Eifelgau, Bonngau mit Ahrgau und Kölngau,[27] und Hattuarien sowie der Reichsgutbezirk Aachen[28] an das Ostfrankenreich Ludwigs des Deutschen. Im Teilungsvertrag von Meerssen werden außer den Comitaten zwei Sonderbezirke aufgezählt, von denen der eine als districtum aquense bezeichnet wird. Nach Nonn handelte es sich bei dem Distrikt um einen aus der Grafschaft herausgenommenen abgegrenzten Sonderbezirk, der die Aachener Marktimmunität mit Einschluss der Siedlung und der darin wohnenden freien Leute und den Zollbezirk umfasste. Er stand unter einem königlichen Amtsträger, einem comes, der in seinem Distrikt sicher die gleichen Hoheitsrechte hatte, wie die Grafen in ihren Grafschaften.[29] 928 wandelte der ostfränkischen König Heinrich I. Lotharingien zum Herzogtum Lothringen um. Das Herzogtum Lothringen wurde den übrigen Herzogtümern des ostfränkischen Reiches gleichgestellt und bildete mit ihnen zusammen das ostfränkische Reich. Unter König Otto I. wurde dessen Bruder, der Kölner Erzbischof Brun, 953 Herzog von Lothringen. Dieser teilte das Herzogtum 959 in zwei Amtsbezirke, das südliche Ober- und nördliche Niederlothringen inklusive Ripuarien.

Ab Ende des 10. Jahrhunderts waren die Grafenrechte über die Gaue Ripuariens oft mit dem lothringischen Pfalzgrafenamt verbunden. Prominente Vertreter dieser mächtigen Pfalzgrafen waren die Ezzonen Hermann I. und Ezzo. Hermann I. seit 985 Pfalzgraf, war in Ripuarien Graf im Bonngau, Eifelgau, Ruhrgau, Zülpichgau und Auelgau. Er hatte die Aufsicht über die Waldgrafschaft (comitatus nemoris), zu der alle großen königlichen Wälder gehörten, und war verantwortlich für den Schutz der großen Verkehrsstraßen, von denen mehrere durch Ripuarien verliefen. Hermanns Sohn Ezzo (Erenfried), ab 1020 Pfalzgraf, war Graf im Auelgau und im Bonngau, doch hatte er auch Grafschaften außerhalb Ripuariens.[31] Die letzten Pfalzgrafen aus dem Hause der Ezzonen, Hermanns Enkel Heinrich II. und sein Sohn Hermann II. wandten sich ihrem Familienbesitz im Moselraum um die Burg Cochem zu, wenn auch Hermann Graf im Auelgau, im Zülpichgau und Ruhrgau/ Duisburger Gau war. Hermanns Witwe heiratete 1085 Heinrich II. von Laach, dem König Heinrich IV. das Pfalzgrafenamt übertrug. Heinrich von Laach und seine Nachfolger nannten sich „Pfalzgraf bei Rhein“ und dokumentierten damit die Verschiebung der Pfalzgrafschaft vom Niederrhein nach Süden. Siehe auch Liste der Pfalzgrafen bei Rhein.

Nach der Auflösung des Herzogtums 843 blieben die Gaue Ripuariens also als Grafschaften bestehen, in denen Grafen, wie z. B. vielfach die Pfalzgrafen, im Auftrag des Königs amtierten,[33] doch war Ripuarien nun kein zusammenhängender Herrschafts- oder Amtsbereich mehr. Das spiegelt sich auch in den schriftlichen Quellen jener Zeit wider. In Urkunden des 9. Jahrhunderts und in den erzählenden Quellen wird der pagus ripuariensis zwar noch einige Male genannt. Allerdings werden Orte nun vermehrt durch alleinige Angabe der Gaugrafschaft (ohne Angabe des Großgaus Ripuarien) lokalisiert. Zum Beispiel in einer Urkunde vom 20. Dezember 866, in der Lothar II. die Zugehörigkeit Bachems zum Kölngau (in pago coloniensi in uilla bacheim) festhält.[34] Auch im 10. Jahrhundert setzte sich dieser Trend fort, wie zum Beispiel in einer Urkunde von 941, in der Bocklemünd im Kölngau verortet wird (in pago coloniensi in loco qui dicitur bugchelmunti).[35] Ripuariens dagegen erfährt nun nur noch wenige Nennungen als pagus oder terra. So erscheint in einigen Urkunden die Formel in pago ripuariensis, die von den Kanzlisten aus alten Vorlagen übernommen wurde. Wenn die Bezeichnung ohne weiteren Zusatz steht, ist es schwierig zu entscheiden, ob das Land Ripuarien als landschaftliche Einheit oder als Verwaltungsbezirk gemeint ist.[36] Beispielsweise wird in der zu Anfang des 10. Jahrhunderts entstandenen Weltchronik des Regino von Prüm berichtet, dass die Normannen 892 in den Ribuariergau (Ribuariorum pagum) eingefallen seien und ihn verwüstet hätten.[37] In diesem Falle wird es sich um das Land Ripuarien handeln.

Nach dem 10. Jahrhundert verschwindet der Name Ripuarien aus den urkundlichen Quellen, doch in der mündlichen Tradition blieb der Name erhalten.

Staufische Neuschöpfung des Herzogtums

Mitte des 12. Jahrhunderts erfuhr das Herzogtum Ripuarien eine Wiederbelebung, als 1151 dem Kölner Erzbischof Arnold von Wied von König Konrad III. herzogliche Rechte (ducatus regalibus) übertragen wurden, die auch für seine Nachfolger galten. Diese rheinisch-ripuarische Herzogswürde, eine staufische Neuschöpfung,[39] entsprach den Grenzen des Bistums, wie aus einer Urkunde Erzbischofs Philipp von Heinsberg hervorgeht, der 1188 dem Kloster Kamp eine Rheininsel zwischen Rees und Wissel an den Grenzen des Bistums und Herzogtums schenkte.[40] Zu diesen neuen Herzogsrechten, deren Aufgabe die Sicherung des Landfriedens war, gehörten das Befestigungsrecht und das Geleitrecht. Die neue Herzogswürde nutzten die Erzbischöfe im 12. und im 13. Jahrhundert zur weiteren Ausweitung ihrer Landeshoheit.[41] Durch Erwerbungen großer Landkomplexe wie die Grafschaft Hochstaden, Errichtung oder Erwerbung von Burgen, Stadtgründungen und Stadtbefestigungen sollte ein zusammenhängendes Territorium geschaffen und der Ausbau zu einem Herzogtum vorangebracht werden. Den Niedergang der herzoglichen Gewalt brachte der Limburger Erbfolgestreit. Die Stadt Köln und die Grafen und Herzöge der angrenzenden Territorien verbündeten sich gegen Erzbischof Siegfried von Westerburg, der 1288 in der Schlacht von Worringen eine schwere Niederlage erlitt. Seinen Nachfolgern gelang es zwar, das zerstückelte Gebiet des Erzstiftes durch Erwerbungen am Niederrhein und in Westfalen an einigen Stellen zu arrondieren, doch nicht, die Herzogsgewalt auf ihr Territorium zu übertragen, ein „Kölner Herzogtum“ zu schaffen und eine Verbindung zu dem den Kölner Erzbischöfen 1180 übertragenen Herzogtum Westfalen herzustellen.

Struktur

Gaue / Grafschaften Ripuariens

Das Land Ripuarien war in 8 Grafschaften unterschiedlicher Größe eingeteilt, die auch Gaue genannt werden. Die Bezeichnungen Gau (pagus) für einen Grafschaftsbezirk und Grafschaft (comitatus) wurden häufig synonym verwendet.[43] Gaue und Grafschaften waren jedoch keine festen Bezirke. Sie konnten sich durch verstärkten Landesausbau und durch zunehmende Besiedlung vergrößern, auch konnten innerhalb einer Grafschaft neue Untergaue entstehen. Sie wurden als Gaue bezeichnet, waren jedoch keine politischen Bezirke. Auch die Zusammenlegung mehrerer Gaue und Grafschaften oder Namenswechsel waren möglich.

Die 870 im Vertrag von Meerssen genannten 5 Grafschaften hat Ewig identifiziert, ebenfalls drei weitere im rechtsrheinischen Teil Ripuariens. Linksrheinisch waren es KölngauBonngauJülichgauZülpichgauEifelgau, rechtsrheinisch lagen RuhrgauDeutzgau und Auelgau.

Kölngau, inklusive Nievenheimer Gau, Kützgau, Gillgau

Der Kölngau, der erst 864 genannt wird, ist schon früher belegt durch einen Grafen (comes) Emundus, der 825 als Sendbote (missusLudwigs des Frommen erscheint und 844 eine Schenkung an das Kloster St. Martin in Köln bestätigte.

Im Kölngau entstanden drei Verwaltungseinheiten, der Nievenheimer Gau, der Kützgau und der Gillgau. Der Nievenheimergau ist 796 bezeugt, als Priester Ludger der Abtei Werden Grundstücke an der Erft im Nievenheimergau schenkte (in pago niuanheim in ripa fluuii arnapea).[47] In einer Schenkung König Swentibolds an das Stift Essen 898 wird die Lage der Orte im Kützgau und im Kölngau angegeben (in pago cuzzihgeuue et in coloniensi), für Andermahr ein Beleg für einen Untergau des Kölngaus.[48] Der Gillgau ist 962 als Grafschaft belegt, als der Kölner Erzbischof Brun dem Kölner Cäcilienstift einen Fronhof zu Stommeln mit Kirche und weiterem Zubehör schenkte (in pago Gelegoui in comitatu Gotfridi comitis in uilla uel marcka Stumbele).[49] Der Name Gillgau, in dem große Gebiete des Kölngaus aufgegangen waren, übertrug sich auf den Kölngau, nachdem im Laufe des 10. Jahrhunderts die Grafenrechte in der Stadt Köln auf den Erzbischof übergegangen waren und die Grafen die Stadt Köln verlassen hatten.[50]

Bonngau / Ahrgau

Der Bonngau wird, wie die übrigen Grafschaften, sowohl als Gau als auch als Grafschaft bezeichnet wie 722/23 eine Ortsangabe im Bonngau (in pago bonnensi) in der Grafschaft (in pago ribuariense in comitatu bonnense) belegen. Der Bonngau und der 769 genannte Ahrgau (Arachgouue)[51] waren ursprünglich zwei nebeneinander bestehende Gaue, die schon dem 9. Jahrhundert von einem Grafen gemeinsam verwaltet wurden. Zwischen Bonngau und Ahrgau lagen zwei kleinräumige Gaue, der Odangau und der Swistgau. Sie waren keine eigenen politischen Bezirke und wurden vom Grafen des Bonngaus mitverwaltet. Es ist nicht zu entscheiden, wohin der nur 830 und 840 belegte Odangau gehörte, da er sowohl auf den Bonngau als auch auf den Ahrgau übergriff. Der Swistgau wird 771 in Lorscher Urkunden und 853 in der Schenkung eines Hofes in Meckenheim an das Bonner Cassiusstift (in pago tustense in villa aut marca mechedenheim) genannt.[52]

Jülichgau

Der Jülichgau ist durch eine Schenkung des Kaisers Lothar I. an die Kapelle in Güsten 846 als Grafschaft (in pago ribuariensi in comitatu juliacensi capellam nostri que est dicata in honore beate justine) belegt. Der Wechsel der Bezeichnungen in den Urkunden, 846 in comitatu juliacensi, 867 in comitatu juliacense, 871 in pago juliacense belegt die synonyme Verwendung von pagus und comitatus.

Zülpichgau

Der Zülpichgau ist schon 699 in einer Echternacher Schenkung (in pago tulpiacensi) belegt. Urkunden Lothars II. von 856 (hoc est in comitatu tulpiacensi) und 867 (in pago tulpiacensi) zeigen auch hier die synonyme Verwendung von Grafschaft und Gau.

Eifelgau

Der Eifelgau ist 762 als Gau (in pago), 855 als Grafschaft (in pago efflinsi in comitatu matfridis) bezeugt. Seit 943 wurde der Eifelgau vom Grafen des Zülpichgaus mitverwaltet (in pago heflinse in comitatu scilicet tulpiacensi).[53]

Ruhrgau / pagus Diuspurch / Duisburg-Kaiserswerther Grafschaft

Der Ruhrgau gehörte ursprünglich zu dem Ripuarien benachbarten Hattuarien, das nach dem Sachseneinfall 715 und der Rückeroberung 718 in einen sächsischen und einen fränkischen Teil zerfiel. Die Untergliederung des fränkischen Hattuariens wurde spätestens zur Zeit Karls des Großen geändert und der Ruhrgau, 811 bei einer Schenkung von Ackerland an das Kloster Werden in pago Ruracgauue belegt,[54] und der Bezirk Duisburg wurden zu Ripuarien geschlagen. Der Ruhrgau, eine Grafschaft, die sich von der Ruhr bis zur Wupper erstreckte, und der Bezirk Duisburg wurden nach Nonn zu einer Einheit, die 904 als Grafschaft bezeichnet wurde, als König Ludwig das Kind Güter für eine Kanonikerpräbende verschenkte, die in zwei Grafschaften lagen (in comitatibus Ottonis et Eburhartis in pagis Diuspurch et Keldahgouue).[55] Die Grafschaft umfasste den gesamten Raum inklusive des Ruhrgaus. Der Namenswechsel von Ruhrgau zum pagus Diuspurch findet nach Nonn eine Erklärung in der gewachsenen Bedeutung der Reichsstadt Duisburgs seit dem 10. Jahrhundert, die nach dem Normanneneinfall 883/884 wieder einen wirtschaftlichen Aufschwung nahm.

Die neuere Forschung hat diesem zwischen Rhein, Ruhr und Wupper gelegenen Amtsbezirk den Namen „Duisburg-Kaiserswerther Grafschaft“ gegeben.

Deutzgau

Für den Deutzgau gibt es eine schriftliche Überlieferungslücke. Er wird erstmals 1015 urkundlich genannt (in pago tucinchoue et in comitatu Ottonis).

Auelgau

Der Auelgau wird 842 bei einer Schenkung an das Bonner Cassiusstift (in pago auelgawe) als Gau[59], 948 als Grafschaft genannt (in villa qui est dicitue pleisa in pago auelgauense in comitatu herimanni comitis).

Es ist noch nicht geklärt, wie innerhalb der Gaue kleinräumige Bezirke entstanden sind, die als Gaue bezeichnet wurden, sich jedoch nicht zu Grafschaftsbezirken entwickelten. Nonn und Ewig gehen davon aus, dass sie aus Hundertschaften entstanden.[61] Auch Andermahr hält die Entstehung des in den Jahren von 796 bis 817 genannten Nievenheimer Gaus, der nur ein kleines Gebiet umfasste, aus einer Hundertschaft (centena) des Kölngaus und des späteren großen Gillgaus war, für wahrscheinlich. Er hält auch eine Entstehung neuer Gaue aus Sonderbezirken königlicher Villikationen für möglich, wie er am Beispiel des Kölngaus aufzeigt. Danach ist der Gillgau aus ehemaligen Krongutbezirken entstanden.

Großgrafschaft bzw. Großgau Ripuarien

Binterim beschreibt in der Geschichte des Erzbistums Köln u. a. die Dekanate im rheinischen Teil des Erzbistums, die weitgehend mit den Gauen bzw. Grafschaften Ripuariens übereinstimmten. Vom Herzogtum unterscheidet er die Grafschaft Ripuarien (Comitatus Ripuariensis), die auch Ripuariergau (Pagus Ripuariensis) genannt wurde. Zu dieser Großgrafschaft werden von ihm der Ahrgau, der Kölngau, der Nievenheimer Gau (Neusser Gau), der Jülichgau, der Zülpichgau und der Eifelgau gezählt. Mehrere Grafenämter wurden durch einen Grafen ausgeübt.[63] Seine Unterscheidung gilt nur für die Zeit nach der Auflösung des Herzogtums 843 bis zum Vertrag von Meerssen 870. Danach gehörten auch die rechtsrheinischen Grafschaften Ripuariens zur Großgrafschaft.

Herzogenrath

Flag of Herzogenrath

Flagge.

Coat of arms of Herzogenrath

Wappen.

 

 

 

Blick auf die Stadt von der Burg Rode.
Burg Rode.

 

 

 

Burg Rode.

Burg Rode

 

 

 

 

Die Stadt Herzogenrath (niederländisch ’s-Hertogenradefranzösisch Rode-le-Ducripuarisch Herzeroa) ist eine mittlere regionsangehörige Stadt in der nordrhein-westfälischen Städteregion Aachen. Sie entstand 1972 aus der Zusammenlegung der Stadt Herzogenrath mit den Gemeinden Kohlscheid und Merkstein und bildet mit dem niederländischen Kerkrade die symbolische Doppelstadt Eurode. Jahrhundertelang prägte Bergbau die Stadt.

Stadtgliederung

Herzogenrath besteht aus den drei Ortsteilen Herzogenrath, Merkstein und Kohlscheid:

Ferdinand-Schmetz-Platz in Herzogenrath.

Bockreiterbrunnen am Ferdinand-Schmetz-Platz in Herzogenrath
Apolloniastraße in Herzogenrath.
Blick auf Herzogenrath.

Geschichte

Herzogenrath c. 1840.

Urkundlich erwähnt wird Herzogenrath erstmals im Jahre 1104, als Burgsiedlung der Grafen von Saffenberg „Castrensis Viculus“. Später geht die Burg Rode an die Herzöge von Limburg und wird schließlich 1282 unter dem Namen „’s Hertogenrode“, sinngemäß „des Herzogs Rodung“, urkundlich belegt. Bis zur Französischen Revolution blieb es in Personalunion mit Limburg vereint. Die Stadtrechte (einschließlich des Münzrechts) erhielt der Ort durch König Rudolf von Habsburg im selben Jahr. Im Jahre 1283 rückte das brabantische Heer unter Winnemar von Gijmenich gegen Herzogenrath vor. Durch die Belagerung herrschte in der Bevölkerung Hungersnot. Bei einer Inspektion wurde der Anführer des gegnerischen Heeres durch eine Heldentat eines unbekannten Herzogenrather Armbrustschützen getötet. Durch den Schock im Heer über den Verlust des Heerführers zogen sich die Ritter zurück. Noch heute wird der Held als „Schütz von Rode“ gefeiert.

Nach der Schlacht bei Worringen kam Limburg, also auch Herzogenrath, zum Herzogtum Brabant. Mit den benachbarten Herrschaften Dalhem und dem Land von Valkenburg bildete es die Lande von Übermaas, die zusammen mit Limburg unter einem gemeinsamen Statthalter eine der 17 Provinzen der Burgundischen Niederlande waren. Auch diese Föderation mit Limburg und den Landen von Übermaas sollte bis zur Französischen Revolution bestehen bleiben. Auf Französisch hieß die Stadt und die Herrschaft Rode le Duc oder Rolduc, ein Name der heute in der gleichnamigen Abtei Rolduc weiter lebt.

Zwischen 1730 und 1780 war die „Bande“ der Bockreiter in Herzogenrath und Umgebung aktiv. Auf dem Wiener Kongress (1814–1815) wurde das Land Rode aufgeteilt und durch den Vertrag von Aachen 1816, in dem Ergebnisse des Wiener Kongresses des Vorjahres näher bestimmt wurden, die genaue Grenze zwischen den Niederlanden und Preußen festgelegt.[3] Das heutige Herzogenrath wurde Preußen zugeschlagen, die andere Hälfte ging an die Vereinigten Niederlande und wurde zur Gemeinde Kerkrade. Dabei verlor Herzogenrath die Stadtrechte, die ihr erst wieder 1919 verliehen wurden. Anlässlich der kommunalen Neugliederung in Nordrhein-Westfalen wurde Herzogenrath am 1. Januar 1972 um die ehemaligen Gemeinden Kohlscheid im Süden und Merkstein im Norden erweitert[4] und wuchs über Nacht von 9.000 auf 43.000 Einwohner. Diese Eingemeindung war nicht unumstritten, und es wurden Alternativnamen wie „Komerath“ (= Kohlscheid + Merkstein + Herzogenrath) vorgeschlagen. Trotz stetigen Wachstums um etwa 10.000 Einwohner sind bis heute die drei Teile noch nicht vollständig zusammengewachsen, obschon seit den 1970ern neue Wohngebiete bevorzugt zwischen den alten Kerngemeinden entstanden.

Vom Bergbau zur Naherholung

Seilscheibe im Grube-Adolf-Park

Im Wurmtal südwestlich von Herzogenrath befand sich der älteste für Mitteleuropa dokumentierte Steinkohlenbergbau, von dem die Aufzeichnungen des im Nachbarort Kerkrade gelegenen Klosters Rolduc (Annales Rodenses) erstmals im Jahre 1113 berichten. Jahrhunderte währender Bergbau und die Bergbaugeschichte haben den Nordkreis Aachen und damit auch die Stadt Herzogenrath geprägt. Die markante Haldenlandschaft ist dafür zum weithin sichtbaren Wahrzeichen geworden. Der Eschweiler Bergwerksverein (EBV) förderte von 1899 bis 1972 auf der Grube Adolf in Merkstein mit bis zu 2700 Beschäftigten 37,5 Mio. Tonnen Kohle. Danach wurden die oberirdischen Anlagen abgerissen, bis nur noch das Fördermaschinenhaus als letztes Gebäude übrig blieb. Überlassenschaft des Bergbaus ist die mit Hilfe einer Lorenbahn aufgeschüttete Abraumhalde. Weitere Steinkohlenbergwerke auf Herzogenrather Gebiet waren die von Eduard Honigmann erschlossene und betriebene Grube Nordstern zwischen Merkstein und Alsdorf-Busch, die Gruben LaurwegLangenberg und Kämpchen in Kohlscheid, sowie die Grube Voccart in Straß. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es an den Hängen des Wurmtals zahlreiche kleinere Gewerke (Schächte, PingenStollen etc.). Davon sind nicht alle namentlich bekannt. Eine Vielzahl an Schächten wurde im Bereich von Straß/Kohlberg/Pannesheide angelegt. Bis zur Säkularisation durch Napoleon kontrollierte das nahe gelegene Kloster Rolduc den dortigen Bergbau. Mindestens ein Dutzend seigere, also senkrechte Schächte sowie eine Reihe von Erbstollen, die das Grubenwasser zur Wurm ableiteten, solange es noch keine leistungsfähigen Pumpen gab, existierten allein rund um den „Kohlberg“ bei Straß/Pannesheide/Kohlscheid in diesem Bereich.

Jedoch hatte der Kernort Herzogenrath kaum Anteil am Bergbau. Dieser prägte vielmehr die Ortsteile wie Kohlscheid, Kohlberg, Merkstein, Kämpchen und Pannesheide, wo sich die Bergwerke befanden. Außerdem befinden sich im Wurmtal zwischen Kohlscheid/Straß und Bardenberg/Pley noch sehr viele Spuren des Bergbaus. Nach Rekultivierung von Zeche und Halde durch gezielte Anpflanzungen in den 1970er Jahren war das Gelände über Jahrzehnte sich selbst überlassen. Die Natur hat dieses Gebiet zurückerobert. In den Jahren 1998–1999 wurde das gesamte Areal vom EBV mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Union als Landschaftspark umgestaltet. Der „Grube-Adolf-Park Merkstein“ umfasst zirka 60 Hektar und besteht aus dem ehemaligen Zechenstandort, von dem nur noch das Fördermaschinenhaus übrig geblieben ist (Besucherzentrum des Parks), der zirka 100 m aufragenden Abraumhalde und einem zirka 1 km langen Waldgürtel.

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